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Die Ausstellung "Transformations" zeigt Werke von drei Künstlerinnen, die in unterschiedlichen Kulturen und Ländern durch den Gebrauch elementarer Materialien zu einer rohen, unverstellten und subversiven Bildsprache fanden. Aus der Natur abgeleitete Wandlungsprozesse sowie eine spezifisch weibliche Perspektive erweitern die strenge und prägnante Sprache der konzeptuellen Kunst der 70er und 80er Jahre. Die Ausstellung zeigt Photographie und Film und präsentiert Werke der deutsch-schweizerischen Künstlerin Ingeborg Lüscher (*1936), der kubanisch-amerikanischen Künstlerin Ana Mendieta (*1948-1985) und der polnischen Künstlerin Teresa Murak (*1949).

Teresa Murak zählt zusammen mit Natalia LL und Ewa Partum zu den bekanntesten Vertreterinnen der Performance und Körperkunst in Polen seit den 1970er Jahren. Zu Beginn der 70er Jahre entdeckte sie für sich ein Material, das zentral für ihre künstlerische Praxis wurde: Pflanzensamen. Nachdem in den 80er Jahren das Militärrecht in Polen ausgerufen wurde, mußte Teresa Murak ihre künstlerischen Aktivitäten in den Untergrund verlegen.
Im Jahr 1975 schuf Teresa Murak ein Werk, das ihre künstlerische Handschrift weiterhin bestimmen sollte: „Lady‘s Smock“, ein Gewand aus schnell wachsenden Kressesamen. Muraks Körper ist hier sowohl Subjekt als auch Kunstgegenstand, der mit den Naturelementen interagiert. Die in der Ausstellung gezeigten, großformatigen Photographien „Lady‘s Smock“ sind aus einem 8mm Film der 70er Jahre entstanden, der verloren ist und in einzelnen, jeweils unikaten Abzügen fortbesteht.
Ende der 1980er Jahre erneuerte Teresa Murak die performativen Ausdrucksmöglichkeiten ihres bevorzugten Materials auf originelle Weise, als sie in einer Badewanne mit gequollenen Saatkörnern verblieb, bis diese aufgingen (Centre for Polish Sculpture, Oronsko 1989; Künstlerhaus Bethanien, Berlin 1989; PS 1 Gallery, New York 1991). Farbe und Textur ihrer Vegetations-„Teppiche“ bilden das zentrale formale und ästhetische Element ihrer Werke, einschließlich ihrer filmischen Arbeiten.

Ingeborg Lüschers künstlerische Laufbahn beginnt in den späten 60er Jahren im Anschluss an eine Tätigkeit als Schauspielerin und ein Psychologie-Studium. Ihr Oeuvre basiert auf der Verwendung unkonventioneller Materialien mit einem hohen Symbolwert. Ihre photographischen Serien manifestieren ihr Interesse an einer Auseinandersetzung mit Dauer und Vergänglichkeit.
Zwei zentrale Photoarbeiten der späten 70er Jahre sind in der Ausstellung zu sehen. Die als Pyramide aufgebaute Photoserie „Wie ich beginne, die Welt zu erleben oder: Ich kenne den Sinn und die Worte, nur die Dinge sind über mir“, die erstmals auf der 39. Biennale in Venedig 1980 ausgestellt wurde, zeigt den Blick aus der Perspektive des Kindes auf seine nächste Umgebung. Die proportionalen Verhältnisse deuten auf eine Größe hin, die das Kind nicht erfassen kann.
Die Arbeit „Re-“ entstand nach Versuchen Lüschers, unter Hypnose die Existenz eigener vorangegangener Leben zu erfahren. Zwölf Mal photographierte die Künstlerin im Anschluss ihr eigenes Spiegelbild mit unterschiedlichen improvisierten Kopfbedeckungen.
Einen ähnlich spielerischen Umgang mit dem Metaphysischen zeigt sie in dem Video „La Pupa Proibita“. „La Pupa“, eine gewaltige Frauenfigur, die sich aus dem traditionellen Volksbrauch in den Abruzzen erhalten hat, ist eine Form gewordene Verkörperung für die Wünsche an das Leben.

Ana Mendieta wurde weithin bekannt für ihre „Körperbilder“, für die sie ihren Körper den Elementen und der Natur aussetzte. Eine Überblicksausstellung ihres Werkes eröffnete Ende des vergangenen Jahres in der Hayward Gallery London und wird ab Ende März 2014 im Museum der Moderne in Salzburg zu sehen sein.
Während ihrer kurzen künstlerischen Laufbahn schuf Ana Mendieta ein radikal innovatives Werk, das für Künstlerinnen der jüngeren Generation wie Cindy Sherman und Francesca Woodman richtungsgebend war. Unter Einsatz ihres eigenen Körpers und in Verbindung mit elementaren Materialien - Blut, Feuer, Erde und Wasser - schuf sie vergängliche „Erdkörper“-Skulpturen, mit denen sie die Mysterien Leben, Tod und Transformation auslotete. Den Begriff „Erdkörper“ („Earth Body“), mit dem sie ihre vergänglichen Interventionen beschrieb, verwendete sie auch in Abgrenzung zu der für sie fragwürdigen Praxis der „Earth Art“, in der oftmals der Versuch unternommen wurde, die Natur zu unterwerfen.
Zwischen 1973 und 1980 schuf Ana Mendieta eine Werkserie unter dem Oberbegriff „Silueta“, welche im Zuge ihrer Reisen durch den US Staat Iowa und durch Mexiko entstand. Sie zeigen die Silhouette der Künstlerin, welche von ihr mit organischem Material gefüllt wurde. Drei Filme von Ana Mendieta sind in der Ausstellung zu sehen. Die beiden „Firework“-Filme „Alma Silueta en Fuego“ und „Untitled (Gunpowder Work #2)“ sind beispielhaft für ihre „Erdkörper“-Werke, in denen sie ihren Körper mit Feuer, Früchten, Kerzen oder Steinen nachzeichnet. Sie greift aktiv in die Natur ein, indem sie ihre geisterhafte Silhouette mit der Natur in einem symbiotischen Akt verbindet.
Der selten gezeigte 8mm-Film „Butterfly“ fasst ihre künstlerische Suche zusammen. In ihm zeigt sich die Künstlerin in einer experimentellen Filmtechnik verfremdet als Schmetterling, dem Symbol der Psyche und der Metamorphose („ψυχn“ - „Psyche“ - ist das altgriechische Wort sowohl für „Schmetterling“ als auch für „Seele“).


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The exhibition “Transformations” presents three women artists, who –even though they have been working in different countries and stem from different cultures– have been using the same subversive connotations of “elemental” materials and unrefined, natural imagery. The exhibition sheds light on their singular relationship with nature, focusing as much on their female perspective of the world as on their straight and concise use of contemporary art vocabulary of the 1970s and 1980s.
The exhibition elaborates on the artists‘ use of photography and film and features works by Cuban-American artist Ana Mendieta (*1948-1985), Swiss-German artist Ingeborg Lüscher (*1936) and Polish artist Teresa Murak (*1949).

Teresa Murak is considered –along with Natalia LL and Ewa Partum– one of the leading performance and body artists in Poland since the 1970s. At the beginning of the 1970s, she discovered the natural material that was to become central to her artistic practice: plant seeds. After martial law was declared in Poland in the 1980s, she was forced to transfer her activities to the artistic underground.
In 1975, Teresa Murak created the signature work of her artistic practice: “Lady’s Smock”, a dress made out of fast-growing cress seeds. Here, Murak’s nude body constitutes both subject and art material interacting with natural elements. The large-scale “Lady’s Smock” photos on display stem from an 8mm film recording that no longer exists except for a few prints made from the original film, each of which constitutes a unique copy.
She revived the quintessentially performative potential of her material of choice in an original manner at the end of the 1980s with a project which required Murak to remain in a bathtub filled with soaked seeds until these would sprout. (Centre for Polish Sculpture, Oronsko 1989; Künstlerhaus Bethanien, Berlin 1989; PS 1 Gallery, New York 1991). The color and texture of these “carpets” of vegetation constitute an essential formal and aesthetic element throughout Murak’s works, including her video work.

Ingeborg Lüscher began her artistic career in the late 1960s, following up on her work as an actress and as a student of psychology. Her oeuvre is characterized by her use of unconventional material, which has a high symbolic value. Her photographic series can be interpreted as investigations into transience and durability.
Two central works from the late 1970s will be shown in the exhibition. The photoseries “How I Begin to See the World, or: I Know the Meaning and the Words, Only the Things Are Above Me” is arranged as a pyramid and was first shown at the 39th Venice Biennale in 1980. The work shows the way a child perceives its environment. The proportions suggest how the child is unable to grasp the size and scope of the world around them.
The work “Re- followed Lüscher’s attempts to find out about past lives under hypnosis. The artist subsequently took photos of her own reflection in the mirror on twelve occasions, wearing alternating –and improvised– pieces of headgear.
Lüscher displays a similarly playful engagement with the metaphysical in the video piece “La Pupa Proibita”. “La Pupa”, a tremendous female figure from Abbruzzo folklore, becomes the embodiment of what is desired from life.

Ana Mendieta is widely known for her works in nature, where she exposes her body in different landscapes. A comprehensive overview of her work opened at the Hayward Gallery in London at the end of last year and will also be on view at the Museum der Moderne in Salzburg from the end of March 2014 onwards.
During her short career, Ana Mendieta created a body of work that was radically inventive and influenced the next generation of artists such as Cindy Sherman and Francesca Woodman. By using her own body and combining it with elemental materials –blood, fire, earth and water– she created ephemeral “Earth-Body” sculptures that explored life, death and transformation. Questioning the way in which “Earth Art” tended to dominate its surrounding landscape, she preferred to use the term "Earth-Body" better to fit the ephemeral aspect of her interventions.
Between 1973 and 1980, Ana Mendieta created a series of works, collectively entitled “Silueta”, which were created during her travels between Iowa (USA) and Mexico. They have the formal element of the artist’s silhouette in common, which is represented by and filled with organic materials. Three films by Ana Mendieta will be shown in the exhibition. The two “firework-films” –“Alma Silueta en Fuego” and “Untitled (Gunpowder Work #2)”– are based on Ana Mendieta’s “Earth-Body”-works in which she traces her body with fire, fruit, earth, candles and stones. She actively transforms the landscape by integrating her ghost-like silhouette with nature through this symbiotic gesture.
The rarely shown 8mm-film “Butterfly” captures the essence of her artistic research. In this experimental film the artist becomes a butterfly, a symbol of the psyche and of metamorphosis (“ψυχn“ – “psyche“ is the Ancient Greek word for both butterfly and the soul).

For prices of the works and full artists‘ biographies please contact the gallery at gallery@campagne-premiere.com.